German Transcription: January 31, 1940

(View English Translation)

Mein Lieben! Brünn, January 31, ’40

heute kam Post von euch; wahrscheinlich Verwehungen. Wieder ist es
kalt geworden, aber alles geht vorbei oder entzwei. Gestern hatte ich Bauchweh
vor Kälte und Lachen, denn Lußinka ist ja so drollig. Lußinka fängt
einen Brief an euch an; g.. Der ist so gut aufgelegt. Mama hatte heute eine
schlechte Nacht und klagt über "Empfindungen"; es sei zum Verrücktwerden
Aber Apetitt hat Mama guten, vielleicht kann Herr Doktor eine Diät
verschreiben. Wir beide arbeiten fleißig, wenn auch im luftleeren
Raum. Der arme Vater Wollys. Eure Briefe sende ich von heute an
nach Bolavan [?]. Heinzi hat heute ein Lied komponiert: „Es wird bald
Frühling, holde Menschheit. . .“ Er will es dir in entsprechender Jahreszei
vorspielen. Heinzi liest alle deine Briefe mit großem Interesse und
scheint für deinen interessante Berichte das richtige künstlerisches Verständnis
zu haben. Onkel Eduard muß in ein eiskalten Zimmer schlafen, so
wenig kuemmert sich Artur um seinen alten kranken Vater.

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[Absender]
Hugo & Fritzi
Brünn  Gymnasium 4/1

Und da wollt ihr, daß er sich der Tante
Jetti annimmt – Vorstellung, was
ihr von diesem Unmenschen habt -.
Ich habe seinem alten Vater einen
herrlichen Termofen verschafft, jetzt
eine Kunst, aber die eine Mark hat
er mir seit zwei Wochen noch immer
nicht gezahlt. Küsse euer Hugo

Meine Lieben, diesen kleinen
Raum fülle ich mit un-
zähligen Küssen an Euch
alle aus.
Eure
 Fritzi


Mach ich diese auch von eurer [?]
 Putzi


Auf baldiges Wiedersehen! Heinz


Innigst grüsst u.[nd] küsst   Tante Else

[Adressat]
Herrn
Sigmund Jellinek
Oberkantor
Wien II (27)
Kleine Sperlgasse 1/22

 

Transcription by volunteer staff of Leo Baeck Institute, NYC and by Barbara Sommerschuh of Sütterlinstube, Hamburg, Germany.