German Transcription: September 5, 1938

 

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Hollabrunn am 5. IX.1938

Lieber Hugo & Berta!

Unter Beilage des Rezepisses [Empfangsbescheinigung]
beeile mich, den, soeben von Dir
erhaltenen Brief sammt Dokument
dahin zu beantworten, daß ich
an der Hand dieser Einreise-
Bewilligung, die Ausreise
auf kurzem Wege durch Herrn
Dr Löwenherz sehr bald
erhalten dürfte, bei welcher
Gelegenheit ich auch, hinsichtlich
der Pension geeignete Schritte
unternehmen werde; hoffentl.
habe ich Erfolg; im andern,
Falle aber wenn es nicht
gut möglich diese Lebensfrage

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in besagtem Sinne zu realisieren
und auf zugesagte Beihilfe
kann und darf ich mich nicht
verlassen, denn solche Zusagen
sind sehr wandelbar, welches
schon sehr oft, bei anderen
Leuten der traurige Fall
war, aber nichts desto weniger
will ich vonderhand dieses
hochsinnige Angebot wenn
auch mit schwerem Herzen
annehmen, jedoch nur für diesen Fall,
wenn mir die Ueberweisung
der Pension nach Kanitz
verweigert werden würde.
Jetzt zum Geschäft!
Mit Kunst und großer Mühe

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ist es mir gelungen Deine
Waare um den Betrag
von 325 Rm dem Herrn
Dreiskampt [?] zu verkaufen,
welchen Betrag die l Anny
bei der Cedok für Dich
erlegen wird, ich bin glücklich
die Ware angebracht zu haben,
da 14 Kisten nicht so leicht
nach Wien mitzunehmen ratsam
erscheint; etwas Cechisches
und Deutsches Geld erhält die
Du l. Lussina von mir separat,
verlangtes Bild von mir
sende Dir sobald mir Miron
ein Neues macht. Für heute genug!
Gisa kommt daran:
Viele herzl. Grüße von Dein treuer
Vater S Jellinek

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Lieber Hugo! Über die Zusicherung v[on] Kanitz
hatten wir große Freude doch muss noch Verschiedenes
erledigt werden. Ich glaube es wird noch 3 – 4 Monate dauern
und inzwischen ist vielleicht schon Anna u[nd] Karl weg u[nd] da wird
es den lieben Eltern leichter sein von Wien fortzugehen
Soeben hätten Tiefenbrunn delogiert werden
sollen unter einer Stunde bei strömenden
Regen. Auf vieles Bitten beim Herrn Bürgerrmeister
gelang es bis Donnerstag früh Aufschub zu bekommen
Er soll wie ein kleines Kind geweint haben. Sie ist schon nur
mehr ein Schatten. Lussa hilft oben Tag u[nd] Nacht
Sie müssen jetzt 14 Tage in Wien bei Verwandten wohnen
Da uns die Wohnung erst am 15./IX von der Kreisleitung Kannetäler
platz zugewiesen wird. D. h. im Falle günstiger Erledigung
Wahrscheinlich werden sie bei uns am 22. ebenso energisch
vorgehen Es ist zum wahnsinnig werden. Wenn ich alles was uns noch bevorsteht
überleben werde, dann kann ich Gott danken. Ich die ich immer so gottes
gläubig war, kann nicht mehr beten und glaube nicht mehr an unsere Rettung
Bis jetzt habe ich mich so ziemlich tapfer gehalten aber jetzt verlassen mich meine Nerven
Miron hat 2 Antrage v. Sidney u[nd] v[on] London
in erstklassigen Ateliers. Inzwischen verdient er noch sehr schön Es soll nur noch lange dauern. Anna gibt jetzt dem Karl jeden
Monat 100 Mark Steuernachzahlung und sehr viel Geld außerdem.

[Fortsetzung fehlt]

 

Gisela's Sütterlin handwriting was transcribed by Barbara Sommerschuh of Sütterlinstube, e.V., (the not-for-profit office dedicated to Sütterlin handwriting, Hamburg, Germany); Gisela's shorthand was transcribed by Edelgard Dankerl of Stenographen-Zentralverein Gabelsberger e. V. München (Central Association of the not-for-profit organization for Gabelsberger Stenography, Munich, Germany).